Die Prepaid-Bezahlkarte als flexible Bezahllösung

20. Februar 2024 | Von Juliane Schmitz-Engels

Die Digitalisierung von Verwaltungen schreitet voran. Das zeigt sich auch beim Auszahlen von Leistungen an Anspruchsberechtigte. Städte, Gemeinden und Kommunen stehen hier vor vielen Herausforderungen bei Sozialtransfers: Sie benötigen eine transparente, effiziente, steuerbare und nachvollziehbare Methode zum Verteilen von Hilfsgeldern.

Deutschland erfährt seit Jahren – wie Europa insgesamt – einen hohen Zustrom an Asylsuchenden. Allein 2023 haben 351.915 Menschen laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Zuflucht in Deutschland gesucht und Asyl beantragt. Für schutzbedürftige Menschen stellen staatliche Einrichtungen eine angemessene Versorgung sicher. Um dieser bedeutenden Aufgabe gerecht zu werden, erfordert es eine effiziente Lösung, die reibungslos und unkompliziert funktioniert. Sie soll die Verwaltung vereinfachen und die Behörden entlasten. Gleichzeitig sollen die Kosten für die Gesellschaft gesenkt und der sachgerechte Einsatz der Mittel gewährleistet werden. 

Herausforderungen für öffentliche Verwaltungen beim Auszahlen von Leistungen

Für Verwaltungen ergeben sich in der Praxis bei der Versorgung von Schutzbedürftigen viele Hürden, die den Auszahlungsprozess erschweren. Schätzungen zufolge leben in Deutschland rund eine halbe Million Menschen ohne klassisches Girokonto. Diese Menschen können nicht voll am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilhaben. Davon sind insbesondere geflüchtete Menschen, Asylsuchende sowie Obdachlose betroffen, denen häufig ein fester Wohnsitz oder anerkannte amtliche Ausweisdokumente zur Überprüfung der Identität fehlen. 

Doch wenn ein klassisches Girokonto für das Überweisen von Leistungen fehlt, wird es schnell schwierig und komplex. Lange Zeit war die Auszahlung von Bargeld die verhältnismäßig einfachste Lösung, jedoch mit vielen praktischen Einschränkungen und Herausforderungen für die Kommunen. Die Koordination von Auszahlungsterminen ist zeitaufwändig und personalintensiv. Auch die Lieferung und die anschließende Sicherung des Bargeldbestands vor Ort an den Auszahlungstagen bedeutet einen hohen Aufwand für die Verwaltung. Daher wollen viele Kommunen die komplizierten Bargeldauszahlungen durch effizientere Möglichkeiten ersetzen. Alternative Ansätze wie zweckgebundene Gutscheine oder Sachleistungen – beispielsweise die Ausgabe von Gütern des täglichen Bedarfs – erweisen sich ebenfalls nicht immer als zielführend, da sie ebenfalls mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden sind.

Die analogen Prozesse binden in der Verteilungslogistik viel Personal und sind sehr zeitaufwändig: Regelmäßig muss an einem bestimmten Ort physisch Bargeld oder/und Gutscheine ausgegeben werden. Das führt häufig zu langen Schlangen. Daher eignen sich solche Lösungen nicht für die Bewältigung größerer Fallzahlen. Sie haben zudem den Nachteil, dass sie die Nutzer:innen stigmatisieren können. Darüber hinaus schließen sowohl Bargeld als auch Gutscheine und Waren die Empfänger:innen von der digitalen Welt aus. 

Digitale Lösungen vereinfachen Verwaltungsprozesse

Mit Prepaid-Bezahlkarten lassen sich all diese komplexen Herausforderungen bereits heute lösen und die Verwaltungskosten deutlich minimieren. Internationale Standard-Bezahlkarten – digital oder physisch – ermöglichen eine effiziente und großflächige Verteilung von Sozialleistungen. Die Prepaid-Bezahlkarte kann unkompliziert zentral per Banküberweisung aufgeladen werden. Mit ihr kann Schutzbedürftigen die Möglichkeit gegeben werden, Waren zu bezahlen und online einzukaufen. Zudem sind die Prepaid-Bezahlkarten in vielen Lebensbereichen bereits bewährt und seit langem im Einsatz. Ob als Geschenkkarte, zum Auszahlen von steuerfreien Sachbezügen an Mitarbeitende oder eben als Bezahlkarte für Schutzbedürftige wie Geflüchtete, um Sozialleistungen zu erhalten: Prepaid-Bezahlkarten sind leicht in der Handhabung, sicher und lassen sich einfach ausstellen.

Doch was verbirgt sich hinter der Prepaid-Bezahlkarte? 

Der Name verrät es bereits: Die Bezahlkarte ist eine Prepaidkarte, die mit Guthaben („prepaid“ bedeutet „bereits bezahlt“) aufgeladen werden kann. Sie erfordert kein Bankkonto, von dem die Umsätze abgebucht werden – im Gegensatz zu etwa einer Debit- oder Kreditkarte. Sie lassen sich aber, falls benötigt, mit einem Konto verknüpfen. Diese Mastercard Prepaid-Bezahlkartenlösung  wurden extra für Unternehmen, Städte und Gemeinden entwickelt. Sie lassen sich flexibel und dynamisch an die Anforderungen der Kommunen anpassen. Daher können Verwaltungen über Prepaid-Bezahlkarten einen sachgerechten Einsatz der finanziellen Zuwendungen sicherstellen und steuern. Beispielsweise kann sich eine regionale Nutzung festlegen lassen, so dass der lokale Handel durch das breit akzeptierte Zahlungsmittel belebt wird. 

Die Bezahlkarte für Schutzsuchende als flexible Lösung

Die Bezahlkarte für Schutzsuchende als flexible Lösung

Bezahlkarten werden schon seit Jahren eingesetzt und erfordern keine neue technische Infrastruktur. Sie nutzen bestehende und etablierte Prozesse der Kartenzahlung. Mastercard fungiert als zentrales Zahlungsnetzwerk, das seit fast einem halben Jahrhundert Kartentransaktionen in Deutschland sicher, zuverlässig und nahezu in Echtzeit abwickelt. Gleichzeitig genießt das Technologieunternehmen eine breite Akzeptanz im Handel. 

Prepaid-Bezahlkarten als Lösung haben viele Vorteile im Einsatz:

  • Verwaltungsaufwand und Verwaltungskosten sinken deutlich 
  • Nutzung ist sehr flexibel und dynamisch steuerbar
  • Schnelle und unbürokratische Auszahlung auf Bezahlkarte
  • Regionalen Wirtschaft wird gestärkt 
  • Identifikationsverfahren bei der Kartenausgabe wird vereinfacht 
  • Kostenkontrolle und kein Überziehen möglich
  • Karte kann schnell gesperrt und bei Verlust ersetzt werden
  • Stigmatisierung der Zuwendungsempfänger:innen wird vermieden
  • Zugang zur digitalen Wirtschaft wird ermöglicht
  • Verbesserung der Klimabilanz gegenüber Bargeld (Druck, Transport, Verteilung)
  • Zusätzliche Sicherheit durch Chip- und PIN-Technologie
  • Unterstützung durch Partner, z.B. Banken oder Sparkassen

 

Die Prepaid-Bezahlkarte erleichtert die Auszahlung von Leistungen

Mastercard verfügt durch viele Projekte auch mit staatlichen Stellen in Deutschland und anderen Ländern Europas über umfassende Erfahrung mit öffentlich genutzten Bezahllösungen. Ob Soforthilfe, Konjunkturhilfe oder Sozialleistungen, viele Verwaltungen in ganz Europa setzen die Prepaid-Bezahlkarte bereits erfolgreich ein und überweisen ihre Leistungen auf die Karte. In Ländern wie Frankreich, Großbritannien und Rumänien arbeitet Mastercard seit vielen Jahren vertrauensvoll mit den Behörden zusammen, um einen reibungslosen und stressfreien Ablauf bei der Verteilung von finanziellen Zuwendungen zu gewährleisten.

Auch in Deutschland bieten bereits mehrere Kommunen Prepaid-Bezahlkarten an, um Schutzbedürftigen einen diskriminierungsfreien Zugang zur bargeldlosen Zahlung zu ermöglichen. Der Landkreis Greiz im Bundesland Thüringen gilt als bundesweiter Vorreiter bei der Bezahlkarte. Asylsuchende beziehen dort ihre Hilfeleistungen seit Dezember 2023 per Prepaid-Mastercard statt Bargeld. Die Umsetzung erfolgte gemeinsam mit dem Münchner Unternehmen givve

Die Prepaid-Bezahlkarte kann im Einzelhandel und an Automaten dort eingesetzt werden, wo eine Kartenzahlung mit Mastercard akzeptiert wird. Durch die Prepaid-Funktion kann die Karte von der Greizer Kreisverwaltung individuell aufgeladen und entladen werden. Der administrative Aufwand hat sich so gegenüber der Bargeldausgabe deutlich reduziert. 

Der sächsische Landkreis Leipzig setzt ab dem zweiten Quartal auf die Ausgabe von Sachleistungen über die Prepaid-Bezahlkarte von Mastercard, die von der PayCenter GmbH herausgegeben wird. Sie bietet Asylbewerbern Sachleistungen anstelle von Bargeld und wird die Sachbearbeiter der Kommunen maßgeblich entlasten.

Im Freistaat Bayern startet eine Testphase ab März mit der Bezahlkarte, die ebenfalls von der Freisinger PayCenter GmbH herausgegeben wird, in den vier Kommunen den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Traunstein, Günzburg und der kreisfreien Stadt Straubing.

Sowohl givve als auch PayCenter verfügen über umfangreiche Expertise bei Sachbezügen von Mitarbeitenden, während Mastercard langjährige Erfahrung mit Zahlungssystemen einbringt und eine sichere sowie geschützte Infrastruktur bietet. Viele Erfahrungswerte der Sachbezugskarte können nun für die Bezahlkarten-Lösungen übernommen werden, um auch für die Kommunen die Verwaltung der Sach- und Geldleistungen so einfach und effizient wie möglich zu gestalten.

Wie flexibel, schnell und auch in großer Dimension die Prepaid-Bezahlkarte von staatlichen Einrichtungen eingesetzt werden kann, zeigt das Beispiel Nordirland. Um die lokale Wirtschaft zu stärken, wurden dort jeweils 100 Pfund an über 1,4 Millionen Bürger:innen in Form von kartenbasierten Konjunkturhilfen mit Unterstützung von Mastercard ausgezahlt.

Doch was unterscheidet die Prepaid-Bezahlkarte von der Debitkarte und Kreditkarte?

Kartentypen haben unterschiedliche Eigenschaften, Einsatzgebiete und Vorteile. Die Flexibilität der Prepaid-Bezahlkarte und auch eines nutzungsgebundenen Einsatzes erfüllen andere Kartentypen auch. 

Die Prepaid-Bezahlkarte hat jedoch zwei Besonderheiten, die sie neben der Flexibilität und den allgemeinen Karteneigenschaften so attraktiv macht: Bei einer Prepaid-Bezahlkarte ist eine schnelle und einfache Ausgabe durch ein erleichtertes Identifikationsverfahren möglich. Die klassische KYC-Prüfung (Know Your Customer) entfällt. Zudem wird kein persönliches Bankkonto zur Gegenbuchung benötigt. Die Karte wird mit Guthaben aufgeladen und nur über das auf der Karte befindliche Guthaben kann verfügt werden. Eine Überziehung ist damit ausgeschlossen und volle Kostenkontrolle wird ermöglicht. 

Kartentypen: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Kartentypen: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Weitere ausführliche Informationen zum Prinzip der Mastercard Bezahlkarten.

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Juliane Schmitz-Engels, Director, Communications Germany and Switzerland