Neue Studie von Mastercard: Das Mobiltelefon als Treiber der finanziellen Inklusion

28. März 2019 | Oslo/Zürich | Von Juliane Schmitz-Engels
Das Mobiltelefon könnte laut der Studie zusätzliche 607 Millionen Menschen in den offiziellen Finanzmarkt integrieren. Der Zugang zu mobilen Bankservices ist allerdings nur der erste Schritt zu einer echten finanziellen Inklusion.

Die Mobiltechnologie hat das Potential, weltweiter Treiber der finanziellen Inklusion zu werden. Wie eine neue Studie von Mastercard belegt, könnten so mehr als ein Drittel der Menschen weltweit, die bislang keinen Bankzugang haben, in das finanzielle System integriert werden. Über 60 Prozent der globalen Bevölkerung ohne Bankzugang stammen aus nur 15 Ländern. 607 Millionen Menschen besitzen dort ein Mobiltelefon, aber kein Bankkonto, in China sind es allein 204 Millionen. Die Mobiltechnologie könnte ihnen daher sofort bei der finanziellen Inklusion helfen.

Tactical Reach Index: Anzahl der Personen ohne Bankkonto, die über ein Mobiltelefon auf Finanzdienstleistungen zugreifen könnten:

Quelle: Analyse von Mastercard, basierend auf Zahlen aus der Global Findex Database der Weltbank,  GSMA Intelligence und dem Pew Research Center

Quelle: Analyse von Mastercard, basierend auf Zahlen aus der Global Findex Database der Weltbank, GSMA Intelligence und dem Pew Research Center

Ann Cairns, Vice Chairman von Mastercard, sagt: «Es reicht nicht aus, nur den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen. Um eine echte Wirkung zu erzielen, müssen die Menschen auch aktive Nutzer der Finanzprodukte werden.»
 
Weltweit haben 20 Prozent der Menschen, die ein Bankkonto bei einer Bankfiliale oder auf dem Mobiltelefon besitzen, ihr Konto seit mehr als einem Jahr nicht mehr benutzt. Noch mehr Menschen nutzen es nur selten. Wenn Bankdienstleistungen nicht vorhanden oder selten verwendet werden, wenden sich die Menschen zwangsläufig an informelle Anbieter wie Sparvereine in der Nachbarschaft, lokale Geldverleiher und nicht lizenzierte Überweisungsdienste. Die meisten Menschen mit niedrigem Einkommen sind in der Regel erfahrene Nutzer dieser informellen Finanzprodukte und verfügen über ein komplexes und geordnetes Finanzleben. Sie haben jedoch keinen Rechtsschutz, sind erheblichen Risiken ausgesetzt und werden möglicherweise für ein minderwertigeres Produkt deutlich mehr bezahlen.
 
Wie es in der Studie von Mastercard heisst, «geht es im Kampf um die Inklusion nicht darum, völlig neue Verhaltensweisen zu schaffen oder komplett neue Märkte aufzubauen. Es geht auch nicht nur darum, einen einfachen Zugang zum klassischen finanziellen Markt zu ermöglichen. Es geht darum, wie offizielle und regulierte Anbieter besser bei der Verdrängung des informellen Sektors werden können.»
 
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die tiefe Kluft zwischen den Geschlechtern, die noch verschärft werden könnte, wenn mobile und digitale Technologien zum dominierenden Angebotskanal für Finanzdienstleistungen werden. In Entwicklungsländern beispielsweise besteht bereits eine Lücke von acht Prozentpunkten bei der Kontoinhaberschaft (67 Prozent der Männer haben ein Konto im Vergleich zu 59 Prozent der Frauen). Diese Kluft reicht in vielen Ländern bis in den zweistelligen Prozentbereich, wie in Marokko und Peru, und erreicht in Ländern wie Pakistan und Bangladesch sogar 30 Prozent. Frauen sind viel seltener in der Lage, eine digitale Zahlung zu leisten oder zu erhalten, sie verwenden eher informelle Finanzprodukte und haben seltener die Möglichkeit, im Falle eines Notfalls auf einen Notgroschen zurückzugreifen.
 
Über die Studie 
Die Studie Unravelling the Web wurde von Mastercard in Auftrag gegeben und heute auf dem Financial Inclusion Summit in Oslo vorgestellt, der von Fintech Mundi – einem globalen Fintech Accelerator – organisiert wurde. Zu den Rednern gehören Ann Cairns, Vice Chairman von Mastercard, Greta Bull, CEO von CGAP (Weltbank) sowie James Mwangi, CEO der Equity Bank in Kenia.

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Juliane Schmitz-Engels, Director, Communications Germany and Switzerland