Mastercard Index of Women Entrepreneurs: USA, Neuseeland, Kanada und Israel sind die besten Länder für Unternehmerinnen, die Schweiz legt einen Platz zu

20. November 2019 | Zürich | Von Juliane Schmitz-Engels
  • Schweiz gewinnt einen Platz und ist mit Rang 7 in den Top Ten
  • Rund ein Drittel aller Schweizer Führungskräfte ist weiblich
  • Frauen weltweit gründen schneller als je zuvor – Schweizerinnen weiterhin verhalten im Vergleich mit anderen innovationsgetriebenen Märkten

Mastercard hat heute die dritte Ausgabe des Mastercard Index of Women Entrepreneurs (MIWE) vorgestellt, der die Fortschritte und Leistungen von Unternehmerinnen und Geschäftsinhaberinnen in 58 Ländern und Regionen auf der ganzen Welt dokumentiert. Die Ergebnisse bestätigten, dass weibliches Unternehmertum besonders in einkommensstarken und entwickelten Volkswirtschaften wie den USA, Neuseeland, Kanada, Australien, Irland, der Schweiz und in Singapur floriert, wo der Grad der Voreingenommenheit gegenüber weiblichen Unternehmerinnen niedrig, der Zugang zu Bildung und finanziellen Dienstleistungen hoch und die unternehmerischen Rahmenbedingungen gut sind. Die Schweiz steigt im Ranking im Vergleich zum Vorjahr einen Rang auf und belegt 2019 Platz 7.

Von den 20 führenden Märkten im Index sind 80 Prozent einkommensstarke Volkswirtschaften, angetrieben von unterstützenden unternehmerischen Rahmenbedingungen. Auf den ersten Plätzen sind die Vereinigten Staaten, die zum ersten Mal das Ranking anführen, und Neuseeland, das auf dem zweiten Platz knapp dahinter folgt.

Die Schweiz glänzt mit besonders günstigen und unternehmerischen Rahmenbedingungen: die Qualität der Unternehmensführung (96,8; Rang 2), unternehmerische Unterstützungsfaktoren (77,1; Rang 2) und kulturelle Wahrnehmungen von Unternehmern (65,3; Rang 8).

MIWE Index: Die Top-10 Märkte mit den besten Rahmenbedingungen für Unternehmerinnen sind:

1. Vereinigte Staaten - 70,3

2. Neuseeland - 70,2

3. Kanada - 69,0

4. Israel - 68,4

5. Irland - 67,7

6. Taiwan - 66,2

7. Schweiz – 65,8

8. Singapur - 65,6

9. Grossbritannien - 65,6

10. Polen - 65,1

In der Schweiz zeigen sich Frauen bezüglich selbständigem Unternehmertum nach wie vor tendenziell zurückhaltend. Trotz guter Rahmenbedingungen liegt die Aktivität in Richtung Selbständigkeit bei den Schweizerinnen mit 4,7 Prozent vergleichsweise tief (Rückfall von Platz 46 im Jahr 2018 auf Platz 52 im Jahr 2019). Das bedeutet, dass von der weiblichen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nur knapp 5 von 100 eine unternehmerische Tätigkeit aufgenommen haben oder seit weniger als 3,5 Jahren ausüben. Im Vergleich zu anderen innovationsgetriebenen Märkten wie Chile, Kanada, Israel, Neuseeland, Südkorea, Uruguay, USA und den VAE, in denen mindestens 10 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter unternehmerisch tätig sind, hat das Ergebnis Verbesserungspotential. Darüber hinaus bekunden nur 7 Prozent der Frauen in der Schweiz, dass sie in den kommenden drei Jahren ein Unternehmen gründen wollen. Ein geringer Wert im Vergleich zum regionalen Durchschnitt von 11 Prozent.

Die Gründe hierfür finden sich in der vergleichsweise generell verhaltenen Einstellung der Schweizer gegenüber dem selbständigen Unternehmertum:

  • Schweizer hegen geringe unternehmerische Absichten, nur 10,5 Prozent gegenüber 15,2 Prozent im Durchschnitt in innovationsgetriebenen Volkswirtschaften haben den Wunsch zur Unternehmensgründung.
  • Obwohl 70 Prozent der Bevölkerung die Selbständigkeit hochschätzt, empfindet nur rund die Hälfte es auch als gute Berufswahl für sich selbst.
  • Mit 40 Prozent ist die Angst vor Geschäftsausfällen und damit dem Scheitern sehr hoch.
  • Dem mutigen Schritt ins eigene Unternehmen nicht zuträglich sind hohe Löhne im Anstellungsverhältnis: Die Schweiz hat europaweit mit rund CHF 87‘000 den zweithöchsten Durchschnittslohn, wobei Schweizer laut OECD im Anstellungsverhältnis unterdurchschnittlich lange arbeiten.

Aktuell widerspiegeln sich die guten Rahmenbedingungen der Schweiz für die Frau vermehrt im Anteil der in Unternehmen angestellten Führungskräfte: Rund ein Drittel im Land sind weiblich (34 Prozent; Rang 20). Nach den neusten GEM-Daten hat sich das chancenorientierte Unternehmertum von Frauen deutlich erhöht (von 69 Prozent im Jahr 2017 auf 86,4 Prozent im Jahr 2018, womit sie fast gleichauf mit den männlichen Kollegen bei 87,4 Prozent liegen).

Die Rahmenbedingungen für Unternehmerinnen verbessern sich weltweit: im Vergleich zum vorherigen Jahr am deutlichsten in Frankreich (+6,8 Prozent; +22 Plätze), wo eine nahezu verdoppelte unternehmerische Erwerbsquote von Frauen zu verzeichnen ist, gefolgt von Indonesien (+3,3 Prozent; +13 Plätze), Costa Rica (+3,4 Prozent; +11 Plätze), Irland (+3,5 Prozent; +7 Plätze), Russland (+1,4 Prozent; +6 Plätze), Thailand (+1,5 Prozent; +5 Plätze) und Ghana (+1,5 Prozent; +5 Plätze).

Der Index deutet auch darauf hin, dass die Chancen für Unternehmertum nicht unbedingt vom Wohlstand und der Entwicklung einer Gesellschaft abhängen. Länder mit weniger günstigen Rahmenbedingungen wie Uganda, Ghana und Botswana rangieren bei den Beteiligungsquoten von Frauenunternehmen unter den ersten drei Ländern im Vergleich zu den stärker entwickelten. Frauen auf diesen Märkten gelten als „notwendigkeitsgetriebene" Unternehmerinnen, die um ihr Überleben kämpfen müssen und denen es an finanziellem Kapital und Zugang zu unterstützenden Dienstleistungen mangelt.

«Unternehmen, die von Frauen geführt und in deren Besitz sind, sind starke Katalysatoren für das Wirtschaftswachstum und verbessern das Leben aller. Mit dieser Studie beleuchten wir die Unterrepräsentierten, denn auch heute noch halten Ungleichheit und Ausgrenzung Frauen zurück. Bei Mastercard glauben wir, dass gute Ideen von überall herkommen. Jetzt ist es an der Zeit, dass Regierungen und Organisationen gemeinsam daran arbeiten, Frauen als Unternehmerinnen zu unterstützen, indem sie die geschlechtsspezifische Voreingenommenheit beseitigen und einen besseren Zugang zu Bildung und finanziellen Services gewährleisten», sagt Daniela Massaro, Country Managerin von Mastercard Schweiz.

Anteil von Unternehmerinnen in Prozent im Vergleich zur Gesamtheit aller Geschäftseigentümer – Top-10-Märkte:

1. Uganda - 38,2%

2. Ghana - 37,9%

3. Botswana - 36,0%

4. USA - 35,1 %

5. Neuseeland - 31,8%

6. Russland - 31,2%

7. Malawi - 31,1%

8. Australien - 30,9%

9. Angola - 30,3%

10. Portugal - 30,2%


Weitere wichtige Erkenntnisse des MIWE sind:

  • Es ist ermutigend festzustellen, dass Frauen in Bezug auf unternehmerische Tätigkeiten in sieben Märkten eine Geschlechterparität mit Männern erreicht haben, nämlich in Ecuador, Indonesien, Philippinen, Vietnam, Ghana, Nigeria und Uganda. Verbesserungen in Angola, Malawi, Costa Rica, Thailand, den VAE und Taiwan trugen ebenfalls dazu bei, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu verringern.
  • Die Ergebnisse zeigen auch die Fähigkeit von Frauen, als Unternehmerinnen erfolgreich zu sein und Chancen zu nutzen, auch wenn die kulturellen und sozialen Bedingungen nicht optimal sind. Dies zeigt sich in Spanien, Brasilien, Uruguay und Ungarn, wo die Eigentumsquoten von Frauen und die unternehmerischen Tendenzen trotz mangelnder kultureller Akzeptanz hoch sind. Laut der Weltbank haben 45 Prozent der Volkswirtschaften weltweit Gesetze, die die Entscheidung von Frauen, sich dem Arbeitsmarkt anzuschliessen und dort zu bleiben, einschränken[1].
  • Die Ergebnisse zeigen, dass es erhebliche intraregionale Unterschiede gibt, insbesondere im Nahen Osten sowie in Afrika und im asiatisch-pazifischen Raum. Während Länder wie Uganda, Ghana, Botswana, Malawi und Angola bei der Beteiligung von Frauen an Unternehmen überdurchschnittlich gut abschneiden, hinken regionale Konkurrenten in Saudi-Arabien, Ägypten, dem Iran, Algerien, den VAE, Tunesien und Äthiopien mit einer Frauenbeteiligung von 15 Prozent und darunter hinterher. Diese Märkte weisen in der Regel sehr schlechte Werte für alle drei Komponenten auf: einen hohen Grad an Voreingenommenheit gegenüber weiblichen Unternehmerinnen, geringen Zugang zu Finanzdienstleistungen und Bildungsprogrammen und wenig Unterstützung von Unternehmertum. Auch Neuseeland, Australien und Vietnam übertreffen regionale Konkurrenten wie Bangladesch, Indien, Malaysia, Südkorea und Japan in Bezug auf den Anteil an Unternehmerinnen.

Mastercard beleuchtet nicht nur den Fortschritt von Unternehmerinnen auf globaler Ebene, sondern engagiert sich auch für die Gestaltung einer besseren Welt für Frauen, die neue Möglichkeiten für alle schafft. In den USA fördert Mastercard Unternehmertum durch Programme wie Start Path und stärkt Inhaber kleiner Geschäfte in Partnerschaft mit Create & Cultivate. In Afrika und Südostasien fördert Mastercard über Plattformen wie Jaza Duka und das Mastercard Farmer Network frauengeführte Unternehmen mit Zugang zu Mikrokrediten und neuen digitalen Marktplätzen. Darüber hinaus bietet das Mastercard Center for Inclusive Growth philanthropische Unterstützung, um die Ausbildung in Finanzkompetenz und den Zugang zu lebenswichtigen Werkzeugen und Dienstleistungen für Unternehmerinnen in unterversorgten Märkten zu ermöglichen.

 

Methodik

Der Mastercard Index of Women Entrepreneurs 2019 ist der dritte Report, der die Fortschritte und Leistungen von Unternehmerinnen in 58 Gesellschaften weltweit dokumentiert. Der Index basiert auf öffentlich zugänglichen Daten internationaler Organisationen wie der Internationalen Arbeitsorganisation, der UNESCO und dem Global Entrepreneurship Monitor und repräsentiert fast 80 Prozent der weiblichen Erwerbsbevölkerung der Welt. Untersucht werden die 58 Gesellschaften auf drei Ebenen: (i) Grad der Voreingenommenheit gegenüber weiblichen Unternehmerinnen, (ii) Zugang zu Finanzdienstleistungen und Bildungsprogrammen für Frauen (iii) und die Unterstützung von (weiblichem) Unternehmertum. Die Ergebnisse geben auch Aufschluss darüber, welche Faktoren und Bedingungen am günstigsten sind, um die geschlechtsspezifische Kluft zwischen Unternehmerinnen und Unternehmern zu verringern. Gleichzeitig zeigt der Report auf, welche Ursachen Frauen als Unternehmerinnen immer noch hemmen und behindern.

[1] https://wbl.worldbank.org/en/data/exploretopics/starting-a-job

Photo of Juliane Schmitz-Engels
Juliane Schmitz-Engels, Director, Communications Germany and Switzerland