Mastercard Index of Women Entrepreneurs (MIWE) 2021: Schweiz weist trotz Pandemie den geringsten Gender-Gap ihrer Geschichte auf

13. April 2022 | Zürich | Von Juliane Schmitz-Engels
  • USA, Neuseeland, Kanada und Australien bieten die besten Rahmenbedingungen für weibliches Unternehmertum
  • Die Schweiz rangiert auf Platz 5, zwei Plätze höher als im Vorjahr
  • Unternehmerinnen wurden von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie überproportional stark getroffen – die Schweiz zeigte eine frühzeitige gesundheits- und wirtschaftspolitische Reaktion der Regierung
  • Genderspezifische Förderungen sind wichtig für eine schnelle Erholung nach der Pandemie

Die fünfte Ausgabe des Mastercard Index of Women Entrepreneurs (MIWE) hat dieses Jahr vor allem gezeigt, dass die COVID-19 Pandemie die Frauen mehr getroffen hat als die Männer. Untersucht wurden dafür die Fortschritte und Leistungen von Unternehmerinnen in 65 Ländern weltweit. Der MIWE repräsentiert damit 82% der weiblichen Erwerbsbevölkerung, macht anhand von öffentlich zugänglichen Daten führender internationaler Organisationen wie der OECD und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) die sozioökonomischen Beiträge von Unternehmerinnen sichtbar und zeigt diejenigen Faktoren auf, die ihren Aufstieg fördern oder hemmen.

Schweiz auf Platz 5 im Gesamtranking

Nach den USA, Neuseeland, Kanada und Australien steht die Schweiz im MIWE 2021 weltweit auf Rang 5, zwei Plätze höher als im vergangenen Jahr. Die Verbesserung der Schweiz im Gesamtranking stützt sich vor allem auf das verstärkte Engagement in der Frauenförderung (+25 Plätze auf Rang 12), welche sich aus den Teilbereichen „Zugang zu Krediten für Unternehmen“ (Rang 8), „Wissens- und Technologietransfer“ (Rang 5) sowie „kommerzielle und professionelle Infrastruktur“ (Rang 2) zusammensetzt. Allerdings zeigte nicht nur die Schweiz in diesen Bereichen starke Verbesserungen. Auch Deutschland (+21), Uruguay (+9), Kanada (+7), Taiwan (+5) und Grossbritannien (+4) konnten hierbei Punkte gutmachen.                              

Führend hingegen zeigt sich die Schweiz im Bereich der unternehmerischen Rahmenbedingungen für Frauen. Im Jahr 2021 stieg der Anteil an Frauen, die aufgrund aussichtsreicher Geschäftschancen ein Unternehmen gründeten, von 23,5% auf 29,9%. Gleichzeitig sank der Anteil bei Schweizer Männern von 46,6% auf 34,7%. Des Weiteren führen 2021 mehr Frauen (16.9%) ein Familienunternehmen als noch im Vorjahr (11,8%). Unterstützt wurden diese positiven Entwicklungen unter anderem durch die Qualität der Regierungsführung sowie die Zurverfügungstellung einer soliden kommerziellen und professionellen Infrastruktur während der COVID-19-Pandemie (jeweils Rang 2). Zu beachten ist hierbei, dass weltweit weniger als 10% aller staatlichen Hilfsprogramme überhaupt geschlechterspezifische Massnahmen beinhalteten.

Geringster Gender Gap in der Geschichte der Schweiz

Während die Beschäftigung von Frauen weltweit um 5,0% sank (im Vergleich: 3,9% bei Männern), und von einem massiven Rückschlag hinsichtlich Geschlechterparität aufgrund der Pandemie gesprochen wird, hat sich die Schweiz auch in diesem Bereich sehr positiv gezeigt. Laut dem Global Gender Gap Report 2021 weist die Schweiz dieses Jahr sogar den geringsten Gender Gap in ihrer Geschichte auf. Erklärt wird dies unter anderem durch einen Sprung im politischen Engagement von Frauen: Der Anteil an Frauen im Parlament stieg deutlich von 29,3% auf 38,6%. Verbesserungspotenzial besteht allerdings hinsichtlich der Anzahl weiblicher Geschäftsführerinnen und Expertinnen, wo die Schweiz auf den Plätzen 24 respektive 38 rangiert.

Globale Entwicklung

In der globalen Auswertung hat sich generell gezeigt, dass Frauen von der COVID-19-Pandemie stärker getroffen wurden als Männer. Dabei sind 90% der Frauen, die während der Krise ihre Anstellung verloren hatten, bisher nicht wieder ins Berufsleben zurückgekehrt. Diese Tendenz sowie weitere Faktoren werden die Schliessung des Gender Gaps voraussichtlich um 36 Jahre zurückwerfen. 

Trotzdem zeigten sich die Frauen weltweit als widerstandsfähige, selbstbewusste und optimistische Unternehmerinnen. 14 Länder verzeichneten einen Anstieg an unternehmerischen Aktivitäten von Frauen, während in 10 Ländern die Frauen die Männer sogar überholten. Allerdings ist dabei nicht zu unterschätzen, dass Frauen 2021 zunehmend aufgrund einer Notlage ins Unternehmertum gedrängt wurden. Dies muss jedoch nicht zwingend eine negative Entwicklung darstellen, denn solche aus der Krise gewachsenen Projekte haben ein grosses Potenzial, sich langfristig zu gesunden und profitablen Unternehmen zu entwickeln, vorausgesetzt die Rahmenbedingungen stimmen.

„Um das Potenzial der globalen Wirtschaft nach der Pandemie voll auszuschöpfen, muss ein nachhaltiges und integratives Wachstum geschaffen werden, das Unternehmerinnen langfristig fördert, sprich wirkungsvoll Wissens- sowie finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellt“, sagt Daniela Massaro, Country Managerin von Mastercard Schweiz. „Es ist erfreulich, dass die Schweiz im internationalen Vergleich ein dynamisches, innovatives und wettbewerbsfähiges Umfeld für Unternehmerinnen bietet. Damit diese Bedingungen auch von Unternehmensseiten entsprechend weiter unterstützt und verbessert werden, haben wir gemeinsam mit neun anderen Schweizer Unternehmen vor Kurzem die Equal Voice United Charta unterschrieben und setzen uns damit für die weitere Verbesserung der Geschlechtergleichstellung in der Schweizer Wirtschaft ein.“

Im Rahmen des Engagements von Mastercard für eine Welt, in der Unternehmerinnen gleichberechtigt vertreten sind und unterstützt werden, hat sich Mastercard verpflichtet, bis zum Jahr 2025 weltweit 25 Millionen Unternehmerinnen in die digitale Wirtschaft zu integrieren. Die Förderung des weiblichen Unternehmertums wird nicht nur als Katalysator für Wachstum und Innovation wirken, sondern auch die Gesellschaft mit erfolgreichen Frauen stärken und einen globalen Aufschwung fördern, der für alle gerechter und nachhaltiger ist.

Den gesamten fünften Mastercard Index of Women Entrepreneurs finden Sie unter: mastercard.com/news/MIWE.

Methodik

Der Mastercard Index of Women Entrepreneurs bietet weltweit führende Analysen zu den Fortschritten von Frauen in der Wirtschaft in 65 Volkswirtschaften weltweit. MIWE repräsentiert rund 82 % der weltweiten, weiblichen Erwerbsbevölkerung und bietet eine Analyse der sozioökonomischen Faktoren, die ihren Erfolg fördern oder hemmen. Eine detaillierte Analyse anhand von 12 Indikatoren und 27 Unterkategorien misst die Ergebnisse in den drei Bereichen Förderung, Wissensvermittlung und Zugang zu Finanzmitteln sowie die Unterstützung der unternehmerischen Bedingungen.

Im aktualisierten MIWE werden die einzelnen Volkswirtschaften entsprechend ihrer Leistung im vergangenen Jahr eingestuft und bewertet. Durch die Zusammenfassung dieser Ergebnisse liefert der Index eine Gesamtbeurteilung der Situation von Frauen in den Bereichen Wirtschaft, Finanzen, Bildung und Arbeitsplatz im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen auf nationaler und globaler Ebene. In dieser, der 5. Ausgabe, wurde die Zahl der analysierten Volkswirtschaften von 58 auf 65 erweitert (mit der Aufnahme von Katar, Zypern, Bulgarien, Marokko, Jordanien, Libanon und Madagaskar). 

Wichtig: Um das Hinzufügen neuer Indikatoren und Unterindikatoren in der Analyse zu berücksichtigen und dabei historische Nachvollziehbarkeit und Vergleiche zu ermöglichen, wurden in diesem Jahr auch die Index-, Komponenten- und Benchmark-Werte für die beiden Vorjahre neu veröffentlicht.

MIWE 2022 Infografik
Photo of Juliane Schmitz-Engels
Juliane Schmitz-Engels, Director, Communications Germany and Switzerland